Die Mutter aller Honigbienen: Die Bienenkönigin

Bienenkönigin mit ihrem Hofstaat
Bienenkönigin mit ihrem Hofstaat,
Fotograf: Jürgen Schwenkel

Die Königin ist die Michelle Obama, die „First Lady“ im Bienenvolk. Sie ist permanent umsorgt von einem Heer von Dienern, dem in der Imkersprache bezeichneten Hofstaat. Das hat seinen Grund: Die Königin, vom Imker auch Weisel genannt, leistet Schwerstarbeit. Von März bis August sorgt sie kontinuierlich für Nachwuchs. Sie legt pro Tag bis zu 1500 Eier. Dies erfordert eine energiereiche und vor allem eiweißreiche Nahrung. Sie wird, um diese Schwerstarbeit leisten zu können, daher von Ammenbienen mit einem speziellen Futtersaft, dem Gelée Royal, gefüttert.

Die Königin sondert aus Drüsen am Kopf, Substanzen ab, die Pheromone genannt werden. Pheromone sind chemische Stoffe mit denen die Bienen untereinander kommunizieren. Diese Pheromone, vom Imker auch Königinnensubstanzen genannt, halten das Volk zusammen und unterdrücken damit z.B. die Sexualität, also den Fortpflanzungswillen, der Arbeiterinnen; die Arbeiterinnen bleiben dadurch steril (unfruchtbar).

Die gleichmäßige Verteilung der Pheromone im Volk erfolgt durch die Arbeiterinnen. Die Bindungen, die zwischen der Regentin und ihrer Untertanen durch diese Pheromone hervorgerufen werden, sind außerordentlich Stark. Man kann sagen, dass die Königin tatsächlich Macht über ihre Töchter ausübt. Sie darf erwarten, dass ihre Existenz nicht in Frage gestellt wird. Das ist sehr wichtig, denn zwei Königinnen können nicht nebeneinander existieren; sie würden versuchen, sich gegenseitig umzubringen. Die Königin ist das größte Tier im Volk und das einzige fertile (fruchtbare) Weibchen, das in der Regel die Eier legt. Ihre Spezialisierung geht so weit, dass sie, anders als bei den Hummeln oder bei Wespen, niemals alleine ein neues Volk gründen kann.

Bestiftete Brutwabe

Der Bienenkönigin fehlen auch wesentliche Körpermerkmale einer Arbeitsbiene. Sie besitzt z.B. keine Wachsdrüsen an ihrem Hinterleib, keine Honigblase oder keinen Pollensammelapparat an ihren Hinterbeinen und kann deshalb weder Nektar noch Pollen sammeln oder Wachs produzieren. Überhaupt fehlt ihr der Instinkt zur Brutpflege. Durch ihre Eierlegetätigkeit sorgt sie für eine fortwährende Nachkommenschaft der kurzlebigen Töchter und während der Vermehrungsphase für das Entstehen der Geschlechtstiere, den Drohnen und Königinnen.

Die Spermien, welche die junge Königin während der kurzen, einmaligen Begattungsphase von bis zu sieben, acht Liebhabern (Drohnen) aufnimmt und in ihrer Samenblase speichert, müssen für ihre gesamte Lebenszeit von drei bis maximal fünf Jahren ausreichen. Die Brutzellen, in die von der Königin Eier gelegt werden sollen, werden von den Arbeiterinnen vorbereitet. Eine Putzbiene reinigt eine bereits gebrauchte Brutzelle von den Resten der letzten „Bienengeburt“. Dies sind Reste der Puppenhülle, Stücke des Wachsdeckels und Kot.

Die Königin kann die Spermien bei der Eiablage gezielt und Portionsweise abgeben. Sie inspiziert zuerst die Brutzelle. Fällt es zu ihrer Zufriedenheit aus, misst sie mit ihren Vorderbeinen und den Antennen die Größe der Zellöffnung aus: Ist diese groß (6,2 bis 6,4 mm breit und 16 mm tief), bleibt die Samenblase geschlossen, sie legt ein unbefruchtetes Ei und es entsteht ein Drohn. Ist die Zellöffnung dagegen klein (5,2 und 5,4 mm breit und etwa 10-12 mm tief), werden bei der Eiablage Spermien hinzugefügt, das Ei wird befruchtet und es entsteht ein Weibchen. In der Imkersprache heißt das, sie bestiftet die Zelle. Bestiften deshalb, weil die Eier der Honigbiene wie ein Komma oder eben wie ein Stift aussehen.